Die Verfasser dieses Bandes haben zwei ungewöhnliche Entscheidungen getroffen: Sie befassen sich mit dem Leben eines jungen Durchschnittsdeutschen, und sie wenden eine Forschungsmethode an, die, über ihren gewählten Forschungsgegenstand hinausgehend, allgemeine Aussagen über das Denken und Handeln der jungen Generation vor dem Zweiten Weltkrieg ermöglicht.
Dank einer Kombination der Oral History mit Verfahren der soziologischen Biographieforschung und der Methode der Objektiven Hermeneutik bringen sie ihre Daten zum Sprechen, das heißt, persönliche Zeugnisse, Briefe, Fotos, Interviewaussagen selbst zu anscheinend banalen, nebensächlichen Details reden nun die Sprache der Zeit und der Welt, aus der sie stammen. Der Blick des Betrachters taucht in sie ein, er zieht die Banalität der Oberfläche weg und stößt zum Typischen vor. So gelingt es den Verfassern, einleuchtend darzulegen, warum Josef Schäfer, der Bauernjunge, Panzersoldat werden wollte; warum er aus der dörflichen Gebundenheit, der Familientradition ausbrach, obwohl er ihr gemütsmäßig verbunden blieb. Es wird deutlich, warum der junge Mensch dieses Milieus ohne Reflexion über Politik und Weltanschauung im Koordinatensystem Familie-Dorf-Kirche-Schule-Berufsausbildung-NS-Jugendorganisationen-Wehrmacht gerade diese »Entscheidung« traf, eine »Entscheidung«, die er - ohne Nazi zu sein - infolge der Macht übergeordneter Kräfte und Autoritäten eher als ein Geschobener denn als autonomes Individuum traf, obwohl er mit dem Ausbruch aus der dörflichen Tradition ein persönliches Autonomiebedürfnis zu befriedigen suchte.